Interview mit Johannes Hegmans zum Thema eCarSharing am Niederrhein

MobilPower: Du hast ein Elektroauto angeschafft. Warum?

JH: Weil ich zeigen wollte, das eAutos auch heute schon alltagstauglich sind, und das es auch auf dem Land sinnvoll ist, sich zumindest den Zweitwagen zu sparen, wenn es attraktive CarSharing Angebote gibt.

 

MobilPower: und was sind Deine Erfahrungen?

JH Jetzt bin ich seit mehr als 4 Wochen mit FRIEDA - so heißt das eAuto - unterwegs und war noch nicht ein einziges Mal an einer öffentlichen Ladesäule.

 

MobilPower: Warum nicht?

JH: – also der BMW i3 - ist für eine Reichweite von etwa 250 bis 300 Kilometer ausgelegt. Da ich überwiegend hier in der Region am Niederrhein unterwegs bin, reicht es völlig aus, wenn ich den Ladestecker abends in die normale Steckdose in meiner Garage stecke. Am nächsten Morgen ist die Batterie voll. Ich kann wieder bis zu 300 Kilometer fahren.

 

MobilPower: Und wenn Du mal nach Köln fährst, um Deinen Sohn zu besuchen. Wird es dann knapp mit der Batterieladung?

JHDas hatte ich befürchtet, aber kein Problem. Die vorhandene Energie war vollkommen ausreichend für die zurückgelegte Strecke von 224 Kilometern. Als die Batterie in die Knie ging, hatte FRIEDA eine Lösung parat. Sie hat nämlich einen sogenannten REX, einen Range Extender, einen Reichweitenverlängerer. Wenn die Batterie tatsächlich mal schwach wird, greift der REX auf eine kleine Benzinreserve zurück, mit der die Batterie in Notfällen während der Fahrt aufgeladen werden kann.

 

MobilPower: Wie fährt sich eigentlich so ein Elektroauto?

JH: Das ist das Beste an dieser Entscheidung. Man fährt nicht, man gleitet dahin, völlig lautlos, solange man die Reifenfahrgeräusche bei niedriger Geschwindigkeit nicht hört. Das ist ein tolles Gefühl. Nur Fliegen ist schöner. (lacht) Auch die Kraft beim Überholen ist völlig ausreichend. Von Null auf Hundert, das schafft FRIEDA in 7 Sekunden! Das gibt ein sicheres Gefühl.

 

MobilPower: und was verbraucht der Stromer so?

JH: Na ja, das ist ein bisschen schwierig zu erklären. Je nach Fahrweise so zwischen 15 und 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Am besten kann man das für sich vergleichbar machen, wenn man weiß, dass in Diesel oder Benzin etwa 10 Kilowattstunden Energie pro Liter stecken. Das bedeutet also: Der Stromer verbraucht so etwa 2 Liter auf 100 Kilometer. Ja, stimmt – das ist außerordentlich wenig, verglichen mit allem, was wir so aus der Verbrenner-Szene kennen. 

 

MobilPower: Ist das denn tatsächlich so vergleichbar?

JH: Ja, ist es. Aber das hängt damit zusammen, dass bei Benzin oder Dieselmotoren weit mehr als drei Viertel als Wärme und sonstige Verluste verloren gehen. Man spricht da von einem geringen Wirkungsgrad. Das ist seit mehr als 40 Jahren mein berufliches Fachgebiet als Geschäftsführer der Plan Energie GmbH & Co KG.

 

MobilPower: Also hat Strom generell einen höheren Wirkungsgrad?  

JH: Das hängt davon ab, woraus der Strom hergestellt wurde. Wenn wir für die E-Mobilität z.B. Strom aus Kohle verwenden würden, dann hätte er auch keinen höheren Wirkungsgrad, weil bei der Stromproduktion aus Kohle immer mehr als die Hälfte als Wärme verloren geht. Das bedeutet, die Elektromobilität ist eigentlich nur wirklich umweltfreundlicher als die Verbrennungsmotoren, wenn der Strom aus erneuerbarer Energie, wie Fotovoltaik oder Windkraft gewonnen wird. Das sollten wir berücksichtigen, wenn wir uns nicht selbst betrügen wollen.

 

MobilPower: Was bedeutet das – uns nicht selbst betrügen wollen?

JHWie schon gesagt, Elektroautos sind nicht perse’ umweltfreundlicher als Verbrenner. Der Strom für die E-Mobilität muss aus erneuerbaren Quellen stammen, wenn er in Sachen Kohlendioxid CO2 und bei Stickoxiden NOX günstiger sein soll. Aber das kontrolliert keiner, obwohl es ständig erwähnt wird. Deshalb soll die Marke: MobilPower ein Synonym dafür sein, dass eine Balance hinsichtlich des Energieeinsatzes garantiert wird: Es werden pro Jahr so viele zusätzliche neue Kraftwerkskapazitäten für die E-Mobilität geschaffen, wie die neu zugelassenen eAutos an Strom verbrauchen. Nur dann haben wir wirklich eine Entlastung.  

 

MobilPower: Du willst das Auto im eCarSharing am Niederrhein betreiben. Hast Du damit Erfolg?

JH: Die Grundüberlegung war, dass alle bisherigen CarSharing Versuche auf dem Land nur durch hohe öffentliche Zuschüsse funktionieren. Als Kaufmann wollte ich erreichen, dass es auch ohne Zuschüsse geht und trotzdem wirtschaftlich ist. Da braucht man natürlich einen langen Atem. Aber ich bin davon überzeugt, dass eCarSharing mittelfristig auch auf dem Land wirtschaftlich funktionieren wird.

 

MobilPower: Für welche Zielgruppe ist das MobilPower eCarSharing denn gedacht?

JH: Es könnte, wenn es optimal läuft, die meisten Zweitwagen ersetzen. Die verfügbaren Reichweiten von bis zu 300 km sind dafür vollkommen ausreichend. Sobald es also gelingt, die Bedenken wegen der zu geringen Reichweiten und der hohen Kosten auszuräumen, würden viele sicherlich auf den eigenen Zweitwagen verzichten und attraktive eCarSharing Angebote annehmen.   

 

MobilPower: Was ist mit den Pendlern, die täglich vom Land in die Stadt und wieder zurückfahren?

JH: Natürlich muss das Öffentliche Nahverkehrsangebot umweltfreundlich ausgebaut werden. Aber es passt eben nicht für alle. Für viele Pendler bleibt es umständlich und zeitaufwendig. Hier bietet sich das eAuto für Fahrgemeinschaften an. Ideal wäre, wenn diese Fahrzeuge dann tagsüber am Zielort oder abends am Startort noch zusätzlich von weiteren Nutzern gefahren werden könnten. Das wollen wir durch spezielle Vielfahrer- und Pendlertarife unterstützen. Und es würde auch steuerlich sowohl für die Pendler als auch für die Arbeitgeber belohnt.

 

MobilPower: Was kostet es denn, ein Elektroauto im CarSharing zu nutzen?

JH: Die CarSharing Angebote in den Großstädten basieren meist auf einer Kombination aus Minuten- und Kilometer-Pauschalen. Auf dem Land braucht man selten ein Auto minutenweise für die innerörtliche Mobilität. Meist geht es um Arztbesuche, Shopping, Restaurantbesuche und andere Anlässe in den Nachbarstädten. Deshalb bieten wir unseren Toptarif für pauschal 18 € inklusive 50 Freikilometer an. Das reicht meistens für den Bedarf. Weitere Stunden kosten 8 € und 25 Cent pro Kilometer.  Bei einer Vorausbuchung können im Schnuppertarif mit 10 Stunden pro Monat oder im Pendlertarif an 5 Tagen pro Woche noch erhebliche Vergünstigungen auf den Toptarif erzielt werden.

 

MobilPower: Vielen Dank für das Gespräch!

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